Freie Waldorfschule Minden - Schule als Ort des Lernens und des Lebens

    Schwerpunktthema Exzellente Wissensorganisation 2012

    11. Dezember 2012 von Initiative Exzellente Wissensorganisation

    Die Initiative "Exzellente Wissensorganisation" zeichnet Organisationen aus, die in vorbildlicher Weise Wissensmanagement umsetzen - Best Practices im besten Sinne. Die Waldorfschule Minden war Finalist im Wettbewerb 2012. Wissen ist hier Ressource und Produkt zugleich : Wissensvermittlung sowie die Vermittlung von Techniken zur Wissensarbeit sind der zentrale "Geschäftsprozess". Wie alle freien Waldorfschulen wird auch die Schule in Minden von einem Träger- und Förderverein getragen. Diese Form der Selbstverwaltung unter Beteiligung von Eltern und Schülern erfordert auch eine besondere Wissensstruktur: Schüler, Lehrer, Eltern und externe Partner arbeiten gemeinsam, um das Wissen für die Entwicklung der Schüler erlebbar zu gestalten.

    Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Organisatoren der Initiative "Exzellente Wissensorganisation" Herrn Christian Keller, weitere Informationen über unseren Partner finden Sie auf http://www.wissensexzellenz.de.


    Die Freie Waldorfschule Minden ist eine Gesamtschule von der 1. bis zur 12. Klasse mit angeschlossenem 13. Schuljahr zur Vorbereitung auf das Abitur. Gegründet wurde die Schule 1992; zurzeit (2012) besuchen 352 Schüler die Schule, an der 40 Mitarbeiter arbeiten.

    Die Schule versteht sich als ein „Ort, der Entfaltung zulässt und an dem Persönlichkeitsentwicklung gefördert wird, mit dem Ziel, Kinder zu verantwortungsvoll handelnden und frei urteilenden Menschen zu erziehen und ihnen einen selbst bestimmten Lebensweg zu ermöglichen“.  Wissen ist im Geschäftsmodell der Schule zugleich Ressource und Produkt: Wissensvermittlung sowie die Vermittlung von Techniken zur Wissensarbeit sind der zentrale Geschäftsprozess.

    Wie alle freien Waldorfschulen wird auch die Schule in Minden von einem Träger- und Förderverein getragen. Diese Form der Selbstverwaltung unter Beteiligung von Eltern und Schülern erfordert auch eine besondere Wissensstruktur: Schüler, Lehrer, Eltern und externe Partner arbeiten gemeinsam, um das Wissen für die Entwicklung der Schüler erlebbar zu gestalten.

    Ausgangssituation und Ziele

    Als freie Schule befindet sich die Waldorfschule in einem permanenten Wettbewerb um Schüler. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, muss die Schule nach außen unter Beweis stellen, dass die Qualität ihrer pädagogischen Dienstleistung eine Entscheidung für diese Schulform rechtfertigt. Durch die Verlegung der staatlichen mittleren Abschlüsse in die 11. Klasse in 2004 entstand für die Waldorfschule Minden hier erhöhter Handlungsbedarf: Wie lässt sich das 12. Schuljahr zum Erreichen des Waldorfabschlusses rechtfertigen? Wie kann der damit verbundene Mehrwert sowohl den Schülern und deren Eltern als auch den Unternehmen vermittelt werden?

    Was konkret geschieht

    Lernen in der Gemeinschaft und im ständigen Austausch

    Im Folgenden soll hauptsächlich das Projekt „Abschlussportfolio-Mappe“ dargestellt werden, weil es bezeichnend ist für den Umgang mit Wissen in der Waldorfschule Minden.

    Als Alleinstellungsmerkmal am Bildungsmarkt identifizierte die Schule das bis zum Waldorfabschluss durchgängige Wissenskonzept, dass Bildung nicht nur kognitiv, sondern ebenso künstlerisch-handwerklich als auch sozial und personal definiert wird.  Anspruch ist es, neben reinem Wissen auch Können zu vermitteln, weshalb die Wissensvermittlung stark erlebnisorientiert gestaltet ist. Um dieses Merkmal als Mehrwert des 12. Schuljahres zu positionieren, wurde eine Abschlussportfolio-Mappe entwickelt, die verschiedenste Schülerleistungen ab der 9. Klasse dokumentiert und von den Schülern über diesen gesamten Zeitraum hinweg erarbeitet wird. Dieses Portfolio ist ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältige Kompetenzen, einschließlich praktischer Fertigkeiten, sichtbar gemacht werden können. Es kann damit eine Anregung für Organisationen darstellen, deren Mitarbeiterkompetenzen in einer eher eindimensionalen klassischen Skill-Matrix nur unzureichend darzustellen sind, oder auch für den Einstellungsprozess, um einen möglichen Kandidaten umfassender kennenzulernen, als dies über Zeugnisse möglich ist. Im Hinblick auf das persönliche Wissensmanagement ist eine solche Form der Darstellung interessant für die Reflexion, aber auch wettbewerbliche Kommunikation der eigenen Kompetenzen und Leistungen.

    Was zeichnet nun dieses Projekt im Hinblick auf den Umgang mit Wissen aus?

    • Die unterrichtenden Lehrer des Pilotjahrgangs und ein kleiner Kreis von Eltern haben den Prozess begleitet und damit einen kontinuierlichen gemeinsamen Wissensaufbau gewährleistet.
    • Das Projekt wurde gemeinsam mit weiteren Modellschulen in NRW durchgeführt, sodass Erfahrungen über die Grenzen der eigenen Organisation hinaus ausgetauscht werden konnten. Evaluation, Qualitätssicherung sowie Weiterbildung finden nach wie vor in einer schulübergreifenden Beauftragtenkonferenz statt.

    • Seit der Einführung wird in den internen Gremien an der Entwicklung und Verbesserung gearbeitet.

    • Die Gremien erhalten sowohl von den abgehenden Schülern als auch von Firmen ein Feedback zu den Portfolios, das in die weitere Entwicklung einfließt.

    Grundsätzlich versteht die Waldorfschule Projektarbeit nicht nur als Gelegenheit, neues Wissen – unter Einbezug aller internen sowie nach Möglichkeit auch externen Wissensgeber zu entwickeln, sondern auch als Verpflichtung, dieses Wissen in die Organisation zu transportieren. So genannte Kompetenzteams werden immer wieder neu formiert.

    Gremien als zentrale Lernorte

    Gremien spielen an der Schule eine wesentliche Rolle. In einer durchdachten Struktur wird hier nicht nur den verschiedenen Anspruchsgruppen Rechnung getragen. Durch den permanenten Austausch sind diese auch Mittel zur Identifikation neuen Wissens (Wo müssen wir uns weiterentwickeln? Welches Wissen haben wir zur Verfügung, auch durch das Einbeziehen von Eltern und Partnern als Experten?) sowie zum gemeinsamen Lernen. Dabei werden Eltern und  interessierte Unternehmen nicht nur in eine kontinuierliche Kommunikation einbezogen, sondern auch als potenzielle Wissensressourcen und als Detektoren hinsichtlich neuer Anforderungen verstanden. Seminare und Lehrgänge werden oft sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Eltern angeboten. Jeder Erwerb neuen Wissens wird wiederum systematisch in die Gremien vermittelt.

    Zudem werden die Gremien als Orte von Innovation verstanden, in denen Zukunftsperspektiven entwickelt werden. Dazu werden externe Wissens- und Ideengeber eingeladen, um den eigenen Blick zu schärfen und zu weiten. Nutzenaspekte und Zukunftsausrichtung stehen bei der strategischen Ausrichtung im Vordergrund. Entscheidungen werden im so genannten 6-Augen-Prinzip, nie im Alleingang getroffen. Entscheidungen werden dokumentiert und zentral abgelegt. Erkenntnisse und Entwicklungen werden so weitergegeben, dass andere Mitarbeiter, Partner, Lieferanten und Kunden sich entwickeln können.

    Beispielgebend ist hier, wie alle Stakeholder der Organisation auch als Wissens-, Erfahrungs- und Kreativitätsressourcen verstanden werden und wie über eine Kommunikations- und Besprechungsstruktur diese Quellen erschlossen werden.  Dies setzt eine grundlegende Offenheit und hohe intrinsische Motivation voraus.

    Nutzen

    Die Erkenntnis, dass die Qualität der Wissensarbeit in der Organisation Schule deren Mehrwert am Bildungsmarkt definiert und daher auch sichtbar werden muss, sowie das kontinuierliche Weiterentwickeln der dazu gehörenden zentralen Prozesse erweist seinen Nutzen in der Wettbewerbsfähigkeit der Organisation. Die Schulabgänger der Freien Waldorfschule Minden werden von den Unternehmen als selbstständig denkende und umfassend gebildete Menschen geschätzt, der Waldorfabschluss nach der 12. Klasse findet Akzeptanz.

    Damit stellt die Waldorfschule Minden unter Beweis, dass das Erkennen der strategischen Relevanz von Wissen, sowohl als Ressource als auch als Produkt, das Ausrichten der entscheidenden Prozesse auf dieses Wissen sowie das Einbinden aller Stakeholder als potenzielle „Wissenslieferanten“ zu nachweislich erfolgreichen Ergebnissen am Markt führen kann. Darüber hinaus fördern die Möglichkeiten zur Partizipation und zur persönlichen Wissensentwicklung durch den breiten Austausch mit anderen die intrinsische Motivation aller Beteiligten. 

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