Die Zukunft des Lernens und wie sich das Management von Unternehmen darauf einstellt

    20. September 2008 von Beate Bruns

    Aus Anlass des Zukunftskongresses SCOPE_08 am 1. Oktober in Heidelberg: Haben Sie schon darüber nachgedacht? Wie werden wir in einigen Jahren lernen? Haben die neuen Technologien unsere Arbeits- und Denkprozesse verändert? Welche Unternehmen setzen sich durch? Bedingen die neuen Technologien neue Unternehmenskulturen? Wie viel Transparenz braucht eine Unternehmung? Wie halte ich meine Mitarbeiter "in der Firma"? Arbeiten, Netzwerken, lernen wir anders? Seit sechs Jahren veranstalten wir WebKonferenzen, schreiben in Blogs und führen Befragungen durch. Das Fazit aus all diesen Wortmeldungen ist eine Kooperationsstudie mit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

     

    Haben Sie schon darüber nachgedacht? Wie werden wir in einigen Jahren lernen? Haben die neuen Technologien unsere Arbeits- und Denkprozesse verändert? Welche Unternehmen setzen sich durch? Bedingen die neuen Technologien neue Unternehmenskulturen? Wie viel Transparenz braucht eine Unternehmung? Wie halte ich meine Mitarbeiter "in der Firma"? Arbeiten, Netzwerken, lernen wir anders?

    Ein Technologe bei HP hat einmal gesagt, "Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, sei es, sie zu erfinden." Das gefällt mir sehr gut!

    Wie wollen wir also in 50 Jahren lernen? Auf der letzten Zukunftskonferenz SCOPE in Heidelberg wurden 12 wichtige Trends für die nächsten Jahre beschrieben, die die Zukunft des Lernens und Arbeitens verdeutlichen sollten. Im folgenden wären das laut Referenten und

    Experten: 12 wichtige Trends für die Zukunft des Lernens

    • enterprise 2.0 Henrik Schürmann (CoreMedia AG)
    • Kollaboration Dr. Peter Schütt (IBM Deutschland)
    • Medien Heiko Hebig (Hubert Burda Medien)
    • Intranet Dieter Rappold, (Knallgrau)
    • Brain Mind Lutz Berger (edu.tainment)
    • informelles Lernen Steffen Büffel (media ocean)
    • game based learning Noah Falstein (The Inspriacy)/Ulrike Reinhard (whois)
    • Plattformen Christian Mertens (Gothaer Vers.)/Beate Bruns (time4you)
    • Mash ups Lutz Berger (edu.tainment)
    • Usability Dr. Ronald Hartwig (UID)
    • Content Armin Hopp (Digital Publishing)
    • Raum und Kommunikation Helge Städtler (Uni Bremen)/Barbara Staib (Künsterin + Architektin)

    Nachzulesen und zu sehen unter
    Logo Scope08 The Future of Learning + Working.

    Terminhinweis: Auch in 2008 wird der Zukunftskongress SCOPE_08 von time4you unterstützt, Termin am 1. Oktober in Heidelberg bei SAS Germany.

    Wohin geht aber die Reise?

    Der Bedarf nach Austausch ist groß. Seit sechs Jahren veranstalten wir WebKonferenzen, schreiben in Blogs und führen Befragungen durch. Das Fazit aus all diesen Wortmeldungen ist eine Kooperationsstudie mit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Nun erscheint im Rahmen der Forschungszusammenarbeit der erste Zwischenbericht der gemeinsamen Studie zur Zukunft von Personal-, Informations- und Trainingsmanagement. Die Studie ist auf drei Jahre von 2007 bis 2009 angelegt.

    Die Fragestellungen

    Wer im Personal- und Bildungsumfeld Entscheidungen treffen und Investitionen tätigen muss, profitiert in der aktuellen, stark dynamischen Situation von Trendforschungen und Zukunftseinschätzungen. Im Personal- und Bildungsmanagement haben die Kooperationspartner daher einen breiten Fragehorizont für die Studie gesteckt: Welche Entwicklungen lassen sich heute schon ablesen? Mit welchen Technologien und Methoden werden wir in Zukunft lernen, aus- und weiterbilden, Potenziale erkennen und entwickeln, Informationen nutzen und kreieren? Diese Fragen bilden den Bezugsrahmen für konkretere Detailfragen nach der Zukunft des Personal- und Bildungsmanagements. Im aktuellen Zwischenbericht werden die ersten Umfrageergebnisse und Interviews vorgestellt, die Ergebnisse mit den Resultaten anderer Studien verglichen und ein Ausblick auf die Bausteine der Studie im Jahr 2008 gegeben. Prof. Dr. Andreas König, Leiter des Zentrums Neues Lernen der ZHAW, betreut die Forschungsseite der Studie; time4you steuert den wirtschafts- und unternehmensorientierten Part bei. Gemeinsam betrachten wir strategische und übergreifende Aspekte und blicken hinter die Kulissen von Unternehmen im europäischen Umfeld.

    Vor allem fragen wir uns: Wie werden die künftigen Anwender die vorhandenen Medien und Inhalte nutzen? Diese Frage ist alles andere als trivial. Vor noch fünf Jahren sprach niemand von Blogs. Eine technische Entwicklung aus dem Open Source Bereich fand Einsatz als "digitales Online-Tagebuch" zunächst vor allem jugendlicher Nutzer. Wenig später sprechen wir von einer Blogosphäre, deren Einflüsse Wahlkämpfe, Lernkulturen an Hochschulen und Unternehmenskommunikation, Online-Marketing und das Verhalten virtueller Communities verändern. Technologie liefert die Basis. Unvorhersehbare Entwicklungen setzen ein, sobald diese Technologie beispielsweise mit neuen Werten wie der "Bekenntniskultur" oder der Veränderung der bürgerlichen Vorstellungen von Idealen der Privatsphäre hin zu Vorstellungen einer virtuellen und multiplen Identität zusammentrifft. Was hier entsteht, ist oft unabsehbar, aber gleichwohl wirkmächtig und entscheidend.

    Im Rahmen von drei Online-Konferenzen sowie einer Präsenzkonferenz stellten wir insgesamt drei Fragen:

    1. Was erwarten Sie, wie stark sich Lernen innerhalb der nächsten 50 Jahre verändern wird?

    2. Welche dieser Instrumente werden in 50 Jahren nicht mehr für das Lernen und die Lernorganisation genutzt?

    3.Was werden aus Ihrer Sicht die "Stars" in der Aus- und Weiterbildung in Unternehmen in den nächsten 5 Jahren sein?

    Die Ergebnisse zur ersten Frage "Was erwarten Sie, wie stark sich Lernen innerhalb der nächsten 50 Jahre verändern wird?" sind sehr eindeutig. Bei den ersten beiden Fragen ist der Zeithorizont bewusst sehr weit gewählt, damit sich die Befragten möglichst stark von ihren eigenen Erfahrungen und der aktuellen Situation lösen können. Im Kontrast dazu geht es in der dritten Frage um die im Vergleich dazu sehr nahe Zukunft und damit um eine Kurzfristprognose, in die die konkreten Erwartungen der Befragten bezüglich ihrer eigenen persönlichen und beruflichen Zukunft einfließen.

    Knapp die Hälfte der Befragten (44 Prozent) erwartet gravierende bzw. viele Veränderungen im normalen Alltag und in den Arbeitsumfeldern. Weitere 15 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass die grundlegenden Lernprozesse gleich bleiben, jedoch die Medien in 50 Jahren andere sein werden als heute. Und immerhin noch neun Prozent erwarten Veränderungen in einigen Bereichen. Die Antwort "Kaum" wählte keiner der Befragten.

    Die Antworten auf die zweite Frage "Welche dieser Instrumente werden in 50 Jahren nicht mehr für das Lernen und die Lernorganisation genutzt?" zeigen ein Meinungsbild bezüglich der genutzten Instrumente für Organisationen rund um das Lernen und Kommunikation (inkl. Web 2.0-Tools).

    Fast 22 Prozent der Befragten vermuten, dass Second Life in 50 Jahren keine Rolle mehr spielen wird. Erstaunlicherweise schneidet auch die E-Mail mit knapp 20 Prozent im Vergleich eher schlecht ab. Die meisten Überlebenschancen erhalten Simulationen und Suchmaschinen (mit je vier Prozent), dicht gefolgt von Communities (fünf Prozent) und Präsenzveranstaltungen (sechs Prozent).

    Diagramm, welche Lerninstrumente in 50 Jahren nicht merh genutzt werden

    Welche dieser Instrumente werden in 50 Jahren nicht mehr für das Lernen und die Lernorganisation genutzt? Die Ergebnisse finden sich unter www.time4you.de.

    Im Mittelfeld der Resultate liegen Blogs & Wikis (neun Prozent), Tests (acht Prozent) und (Lehr-) Bücher (dreizehn Prozent). Auch Online-Kurse mit WBT-Integration sehen bereits 17 Prozent der Teilnehmer in 50 Jahren nicht mehr als Element der Aus- und Weiterbildung. Das Votum für persönliche Kontakte im Lernprozess sowie spielorientierte und informelle Formen des Lernens (Simulationen, Suchmaschinen, Blogs, Wikis) mag durchaus der aktuellen Diskussion der Jahre 2006 und 2007 geschuldet sein, wirft aber in unseren Augen doch auch ein Licht auf die mögliche Entwicklung zukunftsfähiger Lernangebote und -formen.

    Wie lernen wir?

    Wie wir lernen, wird auch davon abhängig sein, welchem Nutzen/Ziel das dient. Heutzutage endet Lernen dann, wenn man sein kommerzielles Ziel erreicht hat. Lernen ist (leider) kein Selbstzweck. Wissen als Machtfaktor - Da wir immer weniger einen "Wissensvorsprung" haben, wird meiner Ansicht nach tatsächlich die effektivste Lernform zu einem wichtigen Faktor. Genauso wichtig ist die Bereitstellung von Wissen und die Bereitstellung der geeigneten Instrumente. Lernen just in time wird wohl eins der Schlagworte sein, allerdings mit ständiger Verbindung zum "Internet" zur Verifikation der Informationen. Bestimmte Inhalte werden nur akut abgerufen, es geht mehr darum zu wissen, wie und wo ich benötigte Informationen abrufe, und um Kompetenzen, als um Faktenwissen.

    Was heißt das für das Management von Unternehmen?

    In den Spaziergängen des timelines-Blog nachzulesen und zu hören oder zu sehen in timelines via blog.time4you.de befragten wir seit Februar 2007 ca. 40 Experten und Führungskräfte aus Unternehmen, Institutionen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Privatpersonen, SchülerInnen und Studierende dazu, wie sie sich die Zukunft des Lernens vorstellen. Beispiele:

    Fragestellung: Auf was müssen sich Unternehmen einstellen? Mit welchen Anforderungen werden sie im Umfeld von Wissen konfrontiert werden?

    Antwort 1

    Unternehmen werden sich in Zukunft noch mehr den schnellen Veränderungen am Markt / in der Gesellschaft stellen. Dafür brauchen sie das Wissen um die Unternehmens- und Produkttradition sowie Raum für die Innovation. Das setzt zum einen Kontinuität im Personal und die ständige Weiterentwicklung der Mitarbeiter, zum anderen die schnelle Einarbeitung neuer Mitarbeiter in das Universum eines Unternehmens voraus. Das sind große Aufgaben für die HR-Abteilungen. Da wird das Intranet noch einmal neu erfunden werden müssen (Intranet 2.0). Da werden "Pensionäre" wieder die Rolle der "Weisen" einnehmen können. Unternehmen werden sich mehr als Teil einer globalen Gesellschaft verstehen müssen.

    Antwort 2

    Die meisten Unternehmen unterscheiden noch klar zwischen einem "drinnen" und "draußen". Das betrifft Technik, Prozesse und Menschen. Diese Grenze wird in den nächsten Jahren durchlässiger werden müssen, wenn Unternehmen schnell und flexibel auf neue Anforderungen reagieren wollen: Man wird das Wissen von "draußen" benötigen, um Innovationen effizient zu entwickeln. Das "draußen" sind die Kunden, die Partner in Netzwerken und Wertschöpfungsketten sowie freie oder Teilzeit-Mitarbeiter. Aber auch die "eigenen" Knowledge Worker werden nur noch "draußen" die Antworten und Communities finden, die sie zur Lösung ihrer Aufgaben benötigen. Für diese Zielgruppen und Zusammenhänge braucht es andere, intelligentere Wissensprozesse.

    Antwort 3

    Unternehmen sind ja im Prinzip ein eigenes kleines Ökosystem. Das bedeutet, dort können zumindest Dinge gedeihen, die wegen Mangel an Ressourcen im Bildungssystem keine Chance haben. In einem gesunden Unternehmen regieren eben nicht die Schulden das Tagesgeschäft, sondern die Suche nach neuen Chancen (zum Geldverdienen). So gesehen, werden Unternehmen neue Technologien dann einsetzen, wenn man damit besser Geld verdienen kann. Und wenn die Mitarbeiter durch neue Technologien (z.B. interne Mitarbeiter-Weblogs) besser an das Unternehmen gebunden werden können, dann dient das letztlich auch dem Ziel des Unternehmenserhalts und der Fortentwicklung. Als Unternehmen würde ich, egal ob es um Wissen, Freundlichkeit oder die Entwicklung einer Unternehmenspersönlichkeit geht, immer versuchen, die Neugier zu erhalten, Ausdauer zu haben, und Respekt im Umgang mit Anderen und Respekt vor der Leistung Anderer. Damit ist man - denke ich - fast perfekt auf die Zukunft eingestellt, nicht nur als Unternehmen, sondern auch privat. Kombiniert man das mit dem Eintreten für Werte wie Zuneigung und Mitgefühl - wie sie seine Heiligkeit der Dalai Lama praktiziert (siehe www.dalailama-hamburg.de) - dann besteht sogar die Chance, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

    Antwort 4

    Das kommt natürlich ganz auf das Unternehmen an - Betriebe wie Zeitungen und Fernsehen, die ganze Medienwelt insgesamt, muss sehr viel mehr als in der Vergangenheit darauf achten, aus der Flut von Informationen, die zur Verfügung stehen, die herauszusuchen, die relevant und verlässlich sind.

    Antwort 5

    Die effektive Nutzung des Wissens ist und wird zunehmend ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein - das ist nichts Neues, dennoch sind wir noch nicht in der sog. "Wissensgesellschaft" angekommen. Die zentrale Anforderung an die Unternehmen wird es daher sein, diesen Schritt konsequent zu verfolgen, Widersprüche aufzudecken und nicht nur mit Lippenbekenntnissen schnell abzuhaken. Insbesondere Bildungsverantwortliche in Unternehmen und Organisationen werden dabei immer stärker mit folgendem Spannungsfeld konfrontiert: Einerseits mit den immer schneller werdenden Technologiezyklen mitzukommen, das heißt z.B. Social Software, Web 2.0 Umgebungen und mobile learning in ihre Konzepte zu integrieren. Andererseits stehen sie immer mehr vor Herausforderungen langfristiger Natur - Lernen in Unternehmens- und Führungskulturen zu verankern, individuelle Lerngewohnheiten sowie selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Lernen zu fördern. Für viele Unternehmen wird es eine der größten Herausforderungen darstellen, die weit verbreitete Kultur des Herrschaftswissens sowie starre Hierarchie- und Kommunikationsstrukturen zu durchbrechen. Erst dann sind wir in der Wissensgesellschaft angekommen.

    Haben Sie Lust mitzudiskutieren?

    Willkommen bei blog.time4you.de.

    Die Studie ist als kooperative Untersuchung konzipiert, weitere Partner sind willkommen. Bei Interesse an einer Mitarbeit kann man sich bei Prof. Dr. König informieren oder per Mailanfrage an die time4you GmbH wenden - marketing@time4you.de.

    Über die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

    Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat ihre Arbeit am 3. September 2007 aufgenommen. Sie geht aus dem Zusammenschluss der Zürcher Hochschule Winterthur (ZHW), der Hochschule Wädenswil (HSW), der Hochschule für Angewandte Psychologie Zürich (HAP) und der Hochschule für Soziale Arbeit Zürich (HSSAZ) hervor. Standorte sind Winterthur, Zürich und Wädenswil. Durch ihre regionale Verankerung ist die ZHAW eine der größten und leistungsstärksten Mehrsparten-Fachhochschulen in der Schweiz mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Die fast 30 Institute und Zentren der ZHAW bearbeiten vernetzt Forschungs-, Dienstleistungs- und Beratungsaufträge mit externen Partnern aus Industrie, Wirtschaft und Verwaltung.

    Das Zentrum für Neues Lernen (ZNL) unterstützt seine Kunden darin, ihre Prozesse des Lehrens und Lernens, des Kommunizierens und der Zusammenarbeit im Prozess des Wissensschöpfens und -teilens so miteinander zu verbinden, dass Mehrwerte entstehen. Das ZNL bietet kompetente und erfahrungsbasierte Schulung, Dienstleistung und Beratung, wenn es um Konzeption und Nutzung neuer Medien geht.

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