Die Zürcher Genossenschaft Kalkbreite – ein communitybasiertes Wissensnetzwerk

    06. Juni 2013 von Christine Janine Wittlin

    Im vorliegenden Beitrag geht es um das erste Bauprojekt der Zürcher Wohnbaugenossenschaft Kalkbreite, der es mit einem innovativen Wissensmanagement gelang, neue Wege zu beschreiten. Ein offensichtliches Privileg ist es, Wissen teilen zu können, um gemeinsam die Verantwortung für den Aufbau eines genossenschaftlichen Gebäudes und dessen Innenleben übernehmen zu können und damit in der eigenen Stadt ein Stück Zukunft mit Lebensqualität zu gestalten. Der vorliegende Beitrag wünscht aufzuzeigen, dass Rekonstruktionen des Projekts durchaus empfehlenswert sind, wozu das hier gesammelte Wissen als Anregung für ähnliche Projekte geteilt wird. Das Wissensmanagement der Genossenschaft Kalbreite basiert auf einem communitybasierten Netzwerkansatz. Das Wissensnetzwerk ist demokratisch organisiert, genau wie die Genossenschaft selber. ‚Ein Mensch - eine Stimme’ gilt auch für das praktizierte Wissensmanagement.

    Dieser Beitrag wurde im Open Journal of Knowledge Management, Ausgabe VII/2013 veröffentlicht.

    Der vorliegende Artikel basiert auf einer über 100-seitigen Arbeit, die demnächst hier auf der Community of Knowledge vollständig veröffentlicht wird.


    1. Der Hintergrund

    Schauplatz für das Projekt ist ein 6350 Quadratmeter großes Grundstück im Kreis 4 der Stadt Zürich. Das Grundstück beherbergt die Tram-Abstellanlage der Zürcher Verkehrsbetriebe. Neben der Abstellanlage bietet sich die Möglichkeit für ein Bauprojekt. Zur Bewerbung für die Realisierung des Bauprojekts tritt die neu gegründete Genossenschaft Kalkbreite an, welche bis Juni 2007 noch ein aus Quartierbewohnerinnen und -bewohnern bestehender Verein war. Drei teils etablierte Wohnbaugenossenschaften bewerben sich ebenfalls um das Baurecht. Überraschend spricht der Zürcher Stadtrat Ende September 2007 der jungen Genossenschaft mit ihrem innovativen Bau- und Nutzungskonzept das Baurecht zu. In Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich und den Zürcher Verkehrsbetrieben entwickelt die Genossenschaft Kalkbreite ein Konzept für ein urbanes Zentrum mit flexiblem Raumangebot für Wohnen, Arbeiten und Kultur.

    Im Bewusstsein, dass ein Projekt dieser Größe nur in Kooperation zu Stande gebracht werden kann, wirbt die Genossenschaft Kalkbreite im Sommer 2010 auch um die Mitarbeit ihrer Mitglieder für die Erarbeitung eines Betriebs- und Nutzungskonzepts für das künftige Gebäude. Während zwei Jahren arbeitet ein Projektkernteam bestehend aus rund fünfzig Personen gemeinsam am Konzept für Nutzung & Betrieb. Schnittstellen für den regelmäßigen Einbezug weiterer interessierter Genossenschaftsmitglieder werden ebenfalls geschaffen. Fest steht, um das Betriebs- und Nutzungskonzepts für das künftige Gebäude erstellen zu können, wird eine beträchtliche Menge an Ressourcen benötigt. Die Ressource Wissen spielt dabei eine essentielle Rolle. Dank Wissensmanagement kann der Reichtum an Wissen in der Genossenschaft so organisiert werden, dass daraus schliesslich das Betriebs- und Nutzungskonzept entsteht.

    Durch partizipative Strukturen fließt dem Projekt eine große Vielfalt an konstruktivem Wissen zu. Dieses Wissen steigert einerseits die Qualität des Betriebskonzepts, indem sichergestellt wird, dass sich der Betrieb an den Bedürfnissen der Genossenschaftsmitgliedern orientiert, andererseits können durch das Ausschöpfen dieses Wissens optimale Voraussetzungen für den Betrieb geschaffen werden. Dank der kritischen Auseinandersetzung mit der Frage, wie der Betrieb der Genossenschaft künftig aussehen soll, wird die Identifikation der Genossenschaftsmitglieder mit dem Projekt gesteigert. Diese Vorgehensweise soll für alle Beteiligten gewinnbringend sein.

    Jedes aktive Netzwerkmitglied arbeitet durch Wissensbeiträge an der Wertschöpfung mit, wird co-prosumierend, also kooperativ Wissen produzierend und konsumierend gleichzeitig.[1] Die Genossenschaft wird zum offenen ‚Betriebssystem’, in welchem der Gegensatz von Wissensproduktion und Wissenskonsumation teils aufgehoben wird. Die Genossenschaft wird zum vernetzten und vernetzenden Enterprise 2.0 für seine Anspruchsgruppen, während der genossenschaftliche ‚Quellcode’ durch das Netzwerk er- und bearbeitet wird.[2] Das Konzept des Netzwerkes ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen, welche auf den Prinzipien der Offenheit, Demokratie, Partizipation und Dezentralisierung basieren, sowie der Überzeugung, dass organisationale Aufgaben durch Kooperation gelöst werden sollen.[3] Daraus wird ersichtlich, was die Genossenschaft Kalkbreite unter Wissensmanagement versteht: den Einsatz und die Koordination des leistungsfähigen Mechanismus ‚Netzwerk’.[4] Netzwerke verlangen Partizipation, stärken diese aber auch. Partizipation wiederum bedeutet Mitgestalten des Entwicklungs- und Entscheidungsprozesses. Durch die Mitarbeit im Netzwerk beeinflussen, gestalten und transformieren die Netzwerkmitglieder Entwicklungen zu ihren Gunsten – helfen sich selber und nehmen ihre Verantwortung gegenüber anderen und sich selber wahr. Netzwerke werden durch Koordination gesteuert.

    2. Die Organisation für Nutzung & Betrieb

    Um das Koordinieren des Netzwerkes zu ermöglichen, wurden in der Genossenschaft Kalkbreite wissenseffiziente Strukturen erschaffen. Der vom Vorstand eingesetzten Nutzungskommission oblag die strategische Leitung des Prozesses Nutzung & Betrieb. In regelmäßigen Zeitabständen evaluierte die Nutzungskommission den Stand der Arbeiten zu Nutzung & Betrieb im Gesamtzusammenhang, fällte Grundsatzentscheide und konzipierte das weitere Vorgehen. Um die wesentlichen Inhalte für die künftige Nutzung und den Betrieb zu erarbeiten, betraute die Kommission Themengruppen mit der Erarbeitung von Konzepten für den künftigen Betrieb und die Nutzung des Gebäudes an der Kalkbreite. Die unterschiedlich strukturierten Themengruppen erhielten ein von der Nutzungskommission formuliertes Profil, welches die zu entwickelnden Inhalte beschrieb. Koordiniert, beraten, gesteuert und schließlich zusammengefügt wurden die Arbeiten der Themengruppen durch die durch die Nutzungskommission eingesetzte Projektleitung Nutzung & Betrieb.

    3. Die Vorgehensweise für das Wissensmanagement

    Das Modell der Community of Practice [5], als „demokratische und egalitäre Zusammenschlüsse souveräner Individuen, die auf sachlicher Ebene effektiv kooperieren und sich gleichzeitig auf emotionaler Ebene Rückhalt und Geborgenheit geben,“[6] findet bei der Vorgehensweise für das Wissensmanagement einen zentralen Stellenwert. Die Genossenschaft, bestehend aus einer Gruppe von Menschen, welche das Anliegen teilen, ein innovatives, zukunftsweisendes und visionäres urbanes Zentrum zu erstellen und dafür eine benutzerfreundliche und benutzerdienliche Betriebsanleitung für das Gebäude zu erarbeiten, kann als Community of Practice bezeichnet werden. Diese Community wiederum kann als das Mesosystem des Wissensmanagements bezeichnet werden. Diese Community teilt sich in spezifische Subcommunities, welche ebenfalls als Communities of Practice agieren. Subcommunities sind hier die Themengruppen, die Projektleitung Nutzung & Betrieb, die Nutzungskommission und der Vorstand. Die einzelnen Communities bilden jeweils ein Mikrosystem. Die Genossenschaft als Community oder Mesosystem ist in eine Öffentlichkeit eingebettet, welche im vorliegenden Fall das Makrosystem darstellt. Diese Struktur für das Wissensmanagement wird zugleich auch der Forderung nach einem Ort oder Kontext für das Wissensmanagement gerecht,[7] weil die strukturierten Systeme gleichzeitig den Kontext für die stattfindenden Wissensprozesse bieten.

     

    Abbildung 1: Struktur und Kontext des Wissensmanagement

    Abbildung 1: Struktur und Kontext des Wissensmanagement

    Quelle: In Anlehnung an Bronfenbrenners ökosystemischer Ansatz: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kosystemischer_Ansatz_nach_Bronfenbrenner

     

    Die Mikrosysteme bestehen aus folgenden Arbeitseinheiten:

    • Themengruppen
    • Projektleitung Nutzung & Betrieb
    • Nutzungskommission
    • Vorstand

    Das Mesosystem besteht aus:

    • Generalversammlung, welche alle Mikrosysteme integriert

    Das Makrosystem besteht aus:

    • der Öffentlichkeit, welche das Mesosystem integriert

     

    Abbildung 2: Arbeitseinheiten im Mikro-, Meso- und Makrosystem

    Abbildung 2: Arbeitseinheiten im Mikro-, Meso- und Makrosystem

    Für die Wissensgenerierung stehen Mikro-, Meso- und Makrosystem in ständiger Interaktion. Diese Prozesse werden im Folgenden aufgezeigt.

    3.1. Die Themengruppen für Nutzung & Betrieb

    Seit Herbst 2010 und während des Jahres 2011 erarbeiteten neun als Communities of Practice strukturierte Themengruppen Themenkonzepte der sozio-technischen Betriebsanleitung für das Gebäude an der Kalkbreite. In jeder Themengruppe wurde eine Person als themenverantwortlich bestimmt. Die Gruppe konnte ihre Arbeitsweise selber festlegen, musste ihre Arbeit aber mit der der anderen Themengruppen abstimmen, damit die Resultate schließlich zu einer Betriebsanleitung zusammengefügt werden konnten.

    Die Themengruppen übernahmen die Ausarbeitung folgender Aufgaben:

    • Partizipation und Strukturen: Erarbeiten der Partizipationsformen und -instrumente im Betrieb und Ausarbeitung der Grundlagen für das Organisationsreglement.
    • Soziale Durchmischung: Schärfung der Zielsetzungen und Umsetzung in der Vermietung und Ausarbeitung der Grundlagen für das Vermietungs- und Solidaritätsfondsreglement.
    • Cluster- und Generationenwohnen: Funktionsweise der Kleinwohnungscluster.
    • Großhaushalt: Funktionsweise und Organisation des Großhaushalts.
    • Wohnen mit Kindern: Wohnformen mit Kindern.
    • Außenraum: Funktionen und Bewirtschaftung der Außenräume.
    • Drehscheibe: Funktion, Organisation und Kosten der genossenschaftseigenen Dienste und künftige Bewirtschaftung und Ausstattung der Gemeinschaftsräume.
    • Nachhaltig Leben: Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft im Alltag.
    • Gewerbevermietung: Ausschreibung und Vermietung der Gewerbeflächen.

    Die Themengruppen bestanden aus zwei bis sieben Personen und wurden durch je eine für die Projektleitung Nutzung & Betrieb verantwortliche Person unterstützt. Jede Themengruppe nahm sich zunächst ihres jeweiligen Themas an, entwickelte dieses weiter und präsentierte die Resultate schließlich den anderen am Prozess Beteiligten zwecks Wissensaustauschs.

     

    Abbildung 3: Die neun Themengruppen

    Abbildung 3: Die neun Themengruppen

    3.2. Die Werkstätten und Planbars

    Als genossenschaftsinterne Wissenspräsentationsplattformen wurden sogenannte Werkstätten durchgeführt, an welcher sich die am Prozess Nutzung & Betrieb Mitarbeitenden austauschen konnten. An den Werkstätten nahmen die Themengruppen, die Projektleitung Nutzung & Betrieb, die Nutzungskommission und der Vorstand teil. Ziel war es, durch arbeitsgruppenübergreifende Dialoge neue Inputs zu erhalten, Ideen und Vorschläge einzuholen, knifflige Punkte diskutieren zu können und breit akzeptierte Lösungen zu finden.[8]

    Auch wurden sogenannte Planbars – Plenen mit Bar - eingerichtet, zu welchen alle interessierten Genossenschaftsmitglieder eingeladen wurden. Nach einer Präsentation der Themengruppen-Arbeit wurde diese jeweils mit den anwesenden Genossenschaftsmitgliedern diskutiert. Vorschläge und Anregungen wurden aufgenommen. Wesentliche Punkte konnten so besprochen, wichtige Inputs gegeben und eine Bestätigung, dass sich die jeweilige Themengruppe auf dem Weg zu einer plausiblen und breit akzeptierten Lösung befinden, konnte so eingeholt werden. Um ihre Aufgabe als Koordinationsorgane wahrzunehmen, fand die gemeinsame Retraite des Vorstands und der Nutzungskommission unter Einbezug der Themengruppen statt. Wiederum wurden Dialoge geführt und schließlich Grundsatzentscheide gefällt über die durch die Themengruppen erarbeiteten Materien Betrieb, Nutzung und Strukturen.

     

    Abbildung 4: Die Werkstätten und Planbars zur Wissensgewinnung

    Abbildung 4: Die Werkstätten und Planbars zur Wissensgewinnung

    3.3. Die Einführung der Online Kollaborationsplattform

    Mit der Einführung der Online-Plattform wikispaces.com wurde den am Prozess Nutzung & Betrieb -Beteiligten ein technisches Wissensmanagement-Hilfsmittel zur Online-Kollaboration zur Verfügung gestellt. Von nun an stand auch dem virtuellen Wissensaustausch nichts mehr im Wege. Zwei wikispaces wurden durch die Projektleitung Nutzung & Betrieb eingerichtet. Die erste Plattform enthielt entscheidende Informationen zu den Beschlüssen der Nutzungskommission und den Inputs der Themengruppen. Für jede Themengruppe wurde eine Site erstellt, welche durch die Themengruppe selber gestaltet werden konnte. Die gemeinsam erarbeiteten Arbeitsdokumente konnten dorthin transferiert, gelesen und diskutiert werden. Die Aktualisierung der Site lag in der Verantwortung der jeweiligen Themengruppe.

    Die durch die Themengruppen erarbeiteten finalen Texte für die Betriebsanleitung wurden auf der zweiten Plattform durch die Projektleitung Nutzung & Betrieb veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Der Aufbau der Site richtete sich nach dem Inhaltsverzeichnis der Betriebsanleitung. Das Inhaltsverzeichnis wurde durch die Projektleitung Nutzung & Betrieb erstellt. Die Texte der Themengruppen wurden hochgeladen und blieben während der Diskussionsphase unverändert. Kommentare zu den einzelnen Sites konnten gepostet und weiter diskutiert werden. Die Diskussionen wurden durch die Projektleitung Nutzung & Betrieb in die Zwischen-, und schließlich in die Schlussredaktion der Betriebsanleitung eingeflochten.

    4. Die Prozesse der Wissensgenerierung

    In den Themengruppen wurde zunächst individuelles und themenrelevantes Wissen persönlich und online unter den Mitgliedern geteilt. Die Mitglieder lernten sachbezogen von und miteinander und erwarben somit neues kollektives Wissen. Dieses Wissen wurde mit dem Wissen anderer Themengruppen koordiniert und erzeugte wiederum neues Wissen. Die Resultate dieser Lernprozesse wurden auf der Kollaborationsplattform wikispaces.com festgehalten und so in expliziter Form dem Kreis der am Prozess Nutzung & Betrieb Beteiligten online und an den Werkstätten live präsentiert. Projektleitung Nutzung & Betrieb, Nutzungskommission und Vorstand gaben Feedback zum präsentierten Material. Die Themengruppen überarbeiteten ihre Resultate wieder aufgrund des erhaltenen Feedbacks. Eine erneute face-to-face-Präsentation geschah in einem grösseren Rahmen: die Resultate wurden interessierten Genossenschaftsmitgliedern an den Planbars präsentiert und es wurde diesen wiederum die Möglichkeit für Rückmeldungen gegeben, welche wiederum in die Arbeit der Themengruppen einflossen. Durch das Sammeln und erneute Verarbeiten der Feedbacks wurde Wissen also gleichzeitig genutzt, bewertet und bewahrt. Dank Interaktionsprozessen, Wissensteilung und Feedback der am Prozess Nutzung & Betrieb beteiligten Mitarbeitenden und weiteren interessierten Genossenschaftsmitgliedern, geschahen zugleich auch konstant Wissensbewertungen, welche sicher stellten, dass die Resultate nach wie vor benutzerfreundlich und sachdienlich waren.[9]

    4.1. Die Erarbeitung der genossenschaftlichen Reglemente

    Auch die genossenschaftlichen Reglemente sind im Jahr 2012 auf der Basis der durch die Themengruppen entwickelten Ergebnisse erarbeitet worden. Erneut wurden dazu Arbeitsgruppen gebildet, die sich sowohl in face-to-face-Meetings wie auch online austauschten und aus Vertreterinnen verschiedener Arbeitseinheiten bestanden. Die Mikrosysteme ‚Arbeitsgruppen’ erweiterten die Struktur für das Wissensmanagement und es entstanden neue Kontexte für weitere durch Wissensmanagement zu lösende Aufgaben.

    wikispaces.com kam erneut zum Einsatz. So konnten die Arbeitsgruppen ihre Arbeit online festhalten und den aktiven Mitgliedern zur Einsicht und zur Diskussion zur Verfügung stellen. Während der Reglemententwicklung ist der Vorstand der Genossenschaft wiederholt für face-to-face Feedback konsultiert worden. In einem Plenum wurden das jeweilige Reglement den interessierten Genossenschafterinnen und Genossenschaftern persönlich präsentiert. Es konnten Fragen gestellt, Korrekturen angebracht und einzelne Punkte diskutiert werden. Nach einer Schlussredaktion durch die Arbeitsgruppen wurden die Reglemente an der Generalversammlung 2012 schließlich verabschiedet.

    Abbildung 5: Arbeitsgruppen und Plenen zur Wissensgewinnung

    Abbildung 5: Arbeitsgruppen und Plenen zur Wissensgewinnung

    4.2. Das Expert-Directory der Genossenschaft Kalkbreite

    Anfang Februar 2012 wurde auf wikispaces.com ein weiteres Wissensmanagementtool veröffentlicht, ein Expert-Directory, welches alle am Prozess Nutzung & Betrieb beteiligten Mitarbeitenden erfasst. Aus der Perspektive des Wissensmanagements besteht das Expert Directory für verschiedene Zwecke. Einerseits stellt das Expert-Directory eine Möglichkeit dar, die verschiedenen Expertinnen und Experten weiterhin zu verknüpfen, andererseits kann bei Bedarf auf diese zurückgegriffen werden, sowohl innerhalb, wie außerhalb der Genossenschaft Kalkbreite. Das Verzeichnis gibt Auskunft darüber, wer in welchen Arbeitsgruppen mitgearbeitet hat, listet die Fähigkeiten, Kenntnisse und Wissensbereiche der Mitglieder auf und dient als Kontaktdatenbank für das schnelle und unkomplizierte Auffinden der einzelnen Expertinnen und Experten. Jedes Mitglied kann seine Seite individuell gestalten und so viel über sich selbst veröffentlichen wie es will.

    5. Fazit

    Dass es der Genossenschaft Kalkbreite gelang, mit breiter freiwilliger Unterstützung ein Konzept für die Nutzung und den Betrieb des sich im Bau befindlichen Gebäudes an der Kalkbreite, und die auf dem Konzept basierenden genossenschaftlichen Reglemente zu erarbeiten, darf als durchaus positive Bewertung des ganzen Projekts gelesen werden.

    [10] Eine tragende Rolle spielte dabei die spezifische Vorgehensweise in Bezug auf das Wissensmanagement der Genossenschaft. Durch das Bilden eines kompetenten und leistungsfähigen Netzwerkes konnten die anfallenden Aufgaben mit großer Geschicklichkeit gelöst werden.

    Dank Wissensmanagement können Wohnbaugenossenschaften ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Lebensraum entwickeln, der vielen Menschen zu nachhaltiger Lebensqualität verhilft und so auch einen Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft leisten. Wissensmanagement bietet Wohnbaugenossenschaften nutzenbringende Strategien, welche die Partizipation ihrer Mitglieder bei der Erstellung von Lebensraum erlaubt und auch verlangt. Durch wissensbasierte Mitgliederpartizipation wird nicht nur die Qualität von Wohnbauprojekten nachhaltig gesichert, sondern auch die genossenschaftlichen Werte [11] Selbsthilfe, Selbst- und Eigenverantwortung, Demokratie, Gleichheit, Gerechtigkeit, und Solidarität gefördert. Wissensbasierte Organisationssteuerung erlaubt, die ethischen genossenschaftlichen Werte Ehrlichkeit, Offenheit, soziale Verantwortung und Sorge für andere auch in der Praxis walten zu lassen, weil beide, Genossenschaft und Wissensmanagement, auf diesen ethischen Werten basieren. Wissensmanagement verhilft Wohnbaugenossenschaften zu vielschichtigen, innovativen Erfolgen, wie uns dies hier skizzierte Beispiel der Genossenschaft Kalkbreite exemplarisch veranschaulicht

    Literaturvereichnis

    Mehr Informationen zur Genossenschaft Kalkbreite: kalkbreite.net, geprüft am 2.4.2013.

    Mehr Informationen zum communitybasierten Netzwerkansatz: Kuhlen, Rainer, 2003: Change of Paradigm in Knowledge Management - Framework for the Collaborative Production and Exchange of Knowledge. www.kuhlen.name/MATERIALIEN/Vortraege03-Web/rk_ifla03_for_publ300803.pdf, geprüft am 2.4.2013.

    Mehr Informationen zu Genossenschaften in: Gellenbeck, Konny (Ed.), 2012: Gewinn für alle! Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft. Frankfurt/Main: Westend Verlag GmbH.

    [1] In Anlehnung an “Prosument”; vergleiche North, Klaus; Franz, Michael; Lembke, Gerald, 2004: Wissenserzeugung und –austausch in Wissensgemeinschaften Communities of Practice. QUEM-report Schriften zur beruflichen Weiterbildung Heft 85, Berlin, p. 43.

    [2] Dückert, Simon & Hormess, Markus, 2008: Enterprise 2.0 - Neues Denken statt neue Technologie. http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/enterprise-20-neues-denken-statt-neue-technologie/, geprüft am 2.4.2013.

    [3] Singh, Anil; Stevens, Robin, 2007: Networking. Towards a better tomorrow. http://www.sansad.org.in/networkingforweb-final.pdf, geprüft am 2.4.2013.

    [4] Jarche, Harold, 2009: Wirearchy in practice. http://www.jarche.com/2009/11/wirearchy-in-practice/, geprüft am 2.4.2013.

    [5] Wenger, Etienne, 2006: Communities of practice. A brief introduction. http://ewenger.com/theory/index.htm, geprüft am 2.4.2013.

    [6] Kuhlen, Rainer, 2002: Elektronische Foren und "Virtual communities" - zur kommunikativen Begründung des Wissensmanagement. http://www.kuhlen.name/MATERIALIEN/Vortraege02-Web/wissensmanagement-kommunikation.pdf, p.36, geprüft am 2.4.2013.

    [7] Das von Nonaka und Konno 1998 entwickelte Konzept “Ba” wird erklärt in: Rice, John; Rice, Bridget, 2005: The Applicability of the SECI Model to Multiorganisational Endeavours: An Integrative Review. http://www.usq.edu.au/extrafiles/business/journals/HRMJournal/InternationalArticles/Volume%209%20Knowledge%20Mgt/Vol9No8Rice.pdf, geprüft am 2.4.2013.

    [8] Weitere Informationen zum Thema Dialog in: Peuker, Sigrid, 2004: Dialog in der Kommunikation von Wissen - Ein Erfahrungsbericht. http://www.community-of-knowledge.de/fileadmin/user_upload/attachments/Dialog_in_der_Kommunikation_von_Wissen.pdf, geprüft am 2.4.2013.

    [9] Hier wird der eigentliche Prozess einer lernenden Organisation beschrieben; siehe: Langen, Ralf, 2012: Business Model Innovation. Überlegungen zur systematischen Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen auf Basis eines Management-Framework. www.community-of-knowledge.de/beitrag/business-model-innovation/, geprüft am 2.4.2013.

    [10] Das Konzept für Nutzung & Betrieb sowie die Reglemente sind veröffentlicht unter http://anleitung.kalkbreite.net, geprüft am 2.4.2013.

    [11] Genossenschaftliche Grundsätze in Wikipreneurship, http://wikipreneurship.eu/index.php5?title=Genossenschaftliche_Grunds%C3%A4tze, geprüft am 2.4.2013

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