Kritische Erfolgsfaktoren für effizientes Wissensmanagement

    07. November 2000 von Dr. Oliver Vopel

    Aus den bisherigen Erfahrungen, die Ernst & Young, aber auch andere wissensintensive Organisationen wie Banken oder High-Tech Firmen mit der Einführung von Wissensmanagement gesammelt haben, läßt sich eine Reihe kritischer Erfolgsfaktoren ableiten. Unternehmen, die Wissenmanagement betreiben wollen, sind gut beraten, diese Erfolgsfaktoren so frühzeitig wie möglich in ihre Strategie und Umsetzung einzubeziehen.

    1. Definieren Sie eine 'greifbare' und entsprechend messbare Zielsetzung

    Vielen Unternehmen ist nicht klar, was sie mit ihren Wissensmanagement-Maßnahmen konkret erreichen wollen. Man definiert ungenaue Ziele wie z.B. "Zusammenarbeit verbessern", deren Erreichen sich nicht eindeutig messen läßt. Wenn Wissensmanagement-Maßnahmen jedoch erfolgreich sein sollen, müssen sie sich sowohl an spezifizierbaren Geschäftzielen orientieren als auch regelmäßig Routinen unterzogen werden, die den Grad des Erfolges messen.

    2. Entwickeln Sie eine gemeinsame Vision für Ihr Unternehmen

    Wissensmanagement ist immer bis zu einem gewissen Grad Pionierarbeit: Die optimalen Strukturen und Prozesse müssen in jedem Unternehmen neu erfunden werden. Aus diesem Grund ist es unerläßlich, dass zum einen das Topmanagement als Sponsor und aktiver Teilnehmer der Veränderungsprozesse auftritt, zum anderen aber auch die Mitarbeiter bereits in der Designphase der Maßnahmen einbezogen werden. Auf dieser Basis ist es möglich, die notwendigen Rollen und Verantwortlichkeiten zu etablieren.

    3. Etablieren Sie Experten-Netzwerke

    Insbesondere wissensintensive Unternehmen haben erkannt, wie sinnvoll es ist, Experten, die an ähnlichen Problemstellungen arbeiten, in sogenannten "communities of practice" zur Entwicklung strategischer Wissensfelder zusammenzuführen. Zwei Dinge gilt es hierbei jedoch zu beachten: Erstens: Konzentrieren Sie sich zunächst auf die natürlichen Netzwerke, also jene informellen Kontaktstrukturen, die jenseits von Abteilungsgrenzen schon bestehen. Zweitens: Gemeinschaft kann nicht verordnet werden - gerade transnationale Austauschstrukturen lassen sich nicht gegen den Willen der Beteiligten aufsetzen.

    4. Untersuchen Sie die vorhandene Lernkultur der Organisation

    Lernen ist der Prozess, Wissen das Ergebnis. So einsichtig dieser Befund ist, so schwer tun sich viele Unternehmen damit, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Firmenkulturen, die Fehler verurteilen und Erfolge belohnen, stehen der Philosophie des Wissens diametral entgegen, weil sie zum Vertuschen von Mißerfolgen animieren. Häufig wird alles, was geschieht, in ritualisierter Form als Erfolg zelebriert. So kommt es, daß manche Organisationen Lerngelegenheiten systematisch ausweichen.

    5. Verdeutlichen Sie die Chancen kooperativen Lernens

    Fördern Sie ein partnerschaftliches Teamlernen in der Organisation, vermeiden Sie im Kontext von Wissensmanagement Konkurrenz und Rivaltät. In fast allen wissensintensiven Organisationen entstehen Probleme dadurch, daß Mitarbeiter glauben, ihr persönliches Know-how schützen zu müssen, weil es ihre wichtigste Karriere-Ressource ist. Gemeinsames Lernen stärkt das menschliche Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit, Wertschätzung und Feedback, und nur so findet die Hauptfrage des Wissensmanagements Eingang in die zentralen Geschäftsprozesse: "Teile ich all das, was ich gelernt habe, mit anderen?"

    6. Halten Sie den Traum am Leben

    Die Idee, daß Wissensmanagement durch Anreize (ökonomische wie symbolische) unterstützt werden muß, ist eine Sache. Aber alle Planungen und Aktivitäten nutzen wenig, wenn sie nicht den Traum, die kollektive Vision des Unternehmens unterstützen. Finden Sie eine attraktive Metapher für die Veränderungen, die mit der Einführung des Managements von Wissen einhergehen.

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